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Hermeneutische Überlegungen zu qur`anischen Texten

"The context of muslim Communities has not yet risen to the level of the text "Amina Wadud.


Gendergerechte Lesarten des Qur’ans sind uns nicht nur aus den Anfängen qur`anischer Exegese bekannt, nein verblüfft stellen wir fest, daß Frauen schon immer  Einfluß auf die Gestaltung quranischen Textes hatten. Zwar erhielt der Gesandte Allahs die Offenbarungstexte, jedoch die Frauen seiner Zeit forderten von Gott erfolgreich Stellungnahme zu männlichen Dominansprüchen. Diese Texte sind demnach situationsbezogen, und eine umfangreiche Wissenschaft über "Asbab an nuzul" (die Gründe der Herabsendung) entwickelte sich. Die Frauen  erfuhren durch die Offenbarung,  dieser von Muhammed verkündete Gott hndelt (gender-)gerecht, also würde er ihre Lage wissen und eingreifen....Diese dynamische Vorgehensweise erkennen wir nicht nur in  allen frauen- und familienrechtlichen Angelegenheiten. Wir erkennen aber eine Kontextbezogenheit. Die Frauen wurden gehört, wenn sie Informationsbedarf verspürten oder sich  beschwerdeführend äußerten. 
 
Aber allzuschnell endete die Dynamik und auch das Verweigern patriarchale Strukturen durch die Frauen, änderte nichts an der Tatsache, daß die alten Machtstrukturen zurückkehrten und weiter griffen.

Das Bild, wie Frauen und Männer zu sein haben, ist tief in uns verwurzelt und immer noch kostet es Anstregung, sich von diesen Bildern zu lösen. Merkwürdigerweise ist auch der Rückgriff auf Vernunft kein ausreichendes Mittel, sie zu destruieren. In allen Diskursen sind dagegen die vorgegebenen Bilder, wonach die Frau als das "Andere" (der Vernunft?)  betrachtet wird, weiterhin virulent. 

Die Offenbarung sei abgeschlossen, heißt es und wer etwas Neues hinzufüge, begehe eine schwere religiöse Verfehlung. Mit diese,  Angst vor göttlicher Strafe erzeugenden Aussagen,  werden immer noch zu viele Frauen abgehalten, sich mit den Texten zu beschäftigen. 

Es gibt aber  keinen Grund, die Methodik der Anfrage an die gesellschaftliche Praxis im Vergleich zu den deskriptiven und normativen Texten zu unterlassen und die Anklage gegen  Marginalisierung von Frauen aus der wissenschaftlichen Bearbeitung verstummen zu lassen.

Diese Dynamik der frühen Exegeten und Exegetinnen ist weiterhin geeignet, das  Positive qur`anischer Gleichstellung von Frauen im Kontext der Offenbarungszeit zu erkennen und  im heutigen Kontext fortzuschreiben. Es gibt keinen qur'anischen Text, der das Fortdenken und Fortschreiben begonnener Veränderungen unter Beachtung hermeneutischer Regeln verbieten würde. Nein, ganz  im Gegenteil, es entspricht dem Sinn der Offenbarung, durch Anwendung der Vernunft "dem Besten der Worte"[1] zu folgen, um so Offenbarung lebbar zu machen. 

Wir wollen diese hermeneutische Methode so nennen:  „Das Fortschreiben im Guten“.
 


[1] Und folgt dem Besten, das zu euch von eurem Herrn herabgesandt wurde....[39:55]